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142990 Minuten

 

Zum Abschied schenkte mir eine liebe Kollegin ein Buch - Eine Millionen Minuten von Wolf Küper. "...eine Millionen Minuten. Nur für die ganzen schönen Sachen..."

Vor drei Tagen habe ich es das erste Mal aufgeschlagen und bin seither gefesselt und nutze die Momente, in denen Zwergnase seine Ich-Zeiten hat, zum Lesen. 

Bereits die ersten Seiten haben stark mit mir resoniert. Schon allein die Frage, was sind denn die schönen Dinge, womit ich diese eine Millionen Minuten füllen möchte. Wieso neigen wir Erwachsenen oft dazu, diese Zeit "sinnvoll und nützlich" mit Dingen, die "einen weiterbringen" füllen zu wollen? Wohingegen Kinder keine Probleme zu haben scheinen, eine Millionen Minuten mit Leben zu füllen. 

 

Wir sind nun ziemlich genau in diesem Moment der Zeilen 142.990 Minuten unterwegs oder besser gesagt: vor 142.990 Minuten sind wir in den Bus gestiegen und losgefahren, haben unser altes zu Hause, unsere Verpflichtungen, unseren gewohnten Alltag hinter uns gelassen und sind aufgebrochen in eine ungewisse Reise.

 

Doch wie nutzen wir die uns selbst geschenkte Zeit seither!? Nur für die ganzen schönen Sachen?

Mit Blick auf die letzten Wochen und Monate, unsere Erlebnisse und Erfahrungen sind die wirklich schönen Sachen, die die wahrscheinlich in den Berichten und Erzählungen viel zu kurz kommen oder zu unspektakulär zum Erwähnen scheinen.

Es ist die gemeinsame Zeit, das gemeinsame Lachen, das Spielen und Zusehen und Miterleben dürfen, was es bedeutet, ein glückliches Kind zu sein oder gar, sich selbst zu erlauben, auch wieder ein glückliches Kind zu sein. In die Wellen zu springen, Kleckerburgen zu bauen, von Dünen zu hopsen, Muscheln zu sammeln, Trampolin zu springen, zu singen, zu tanzen, zu lachen... 

Seinen Gefühlen Raum zu geben, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und auszusprechen und einzufordern. Zu Lernen, damit umzugehen. In einem geschützten Raum ohne Folgen, ohne Sorgen - einfach sein. 

 

Neben all den wunderbaren Eindrücken der vielen Orte, die wir besucht haben, sind all die wirklich schönen Sachen das unbekümmerte, freie, naive Kind Sein und genau das, Zwergnase aber auch mir zu ermöglichen. 

Gleichwohl ist es beeindruckend zu erfahren und zu beobachten, wie unter solchen Bedingungen das Lernen spielend funktioniert und welche "sinnvollen und nützlichen" Dinge, die "einen weiterbringen" ganz einfach nebenbei entstehen und nicht auf irgendeiner Agenda zu stehen brauchen.